“People ask me what I do in winter when there’s no baseball. I’ll tell you what I do.
I stare out the window and wait for spring.”
(Rogers Hornsby)
Doch nur aus dem Fenster zu schauen, ist für die Braunschweig 89ers natürlich keine Option. Daher bleiben wir sprichwörtlich weiterhin „am Ball“ und wollen die Winterzeit nutzen, um alle Fans und Freunde des amerikanischen Ballsportes auf eine kleine Reise „Inside 89ers“ einzuladen.
Im Fokus soll unsere Nachwuchsarbeit stehen, die in den vergangenen Jahren einen enormen Aufwind erfahren hat – und so werden wir euch in kleinen Interviews Menschen vor und hinter den Kulissen unseres Vereins vorstellen, die sich dem Baseballsport mit Leib und Seele verschrieben haben.
Den Auftakt machen Dan Horst, 1. Vorsitzender des SV Lindenberg und Nachwuchskoordinator der Schüler- und Jugendmannschaft der Braunschweig 89ers, und sein Sohn Ole, der seit 2016 im Nachwuchsteam aktiv ist.
Dan, Baseball ist in Deutschland eine Randsportart mit einem relativ geringen Bekanntheitsgrad. Wie kommt man dazu, sich ausgerechnet für diese Sportart zu engagieren?
Ein klein wenig muss ich für die Antwort ausholen. Wir waren als Familie von 2013 bis 2016 in den USA. Dort kamen wir erst so richtig mit Baseball in Berührung. Wir gingen irgendwann regelmäßig zu den Spielen der Washington Nationals und lernten, das Spiel zu verstehen und zu lieben. Ole fing dann sogar in unserer Nachbarschaft mit Trainingsstunden an. Das wollte er in Deutschland natürlich gerne weitermachen und das war dann auch der Grund, warum wir nach unserer Rückkehr aus den USA die 89ers gefunden haben. Ich muss gestehen, dass ich sofort den Wunsch verspürt habe, für diese Mannschaft mehr tun zu wollen – und ich wollte gern für meinen Sohn Voraussetzungen schaffen, dass er später in diesem Verein professionell Baseball spielen kann – und mit den vielen Engagierten und „Baseballverrückten“ hier im Verein macht es einfach Spaß, diesen Weg zu gehen.
Ole, du hast drei Jahre in den USA gelebt. Seit deiner Rückkehr spielst für die 89ers Baseball. Erzähl‘ doch mal ein bisschen über den Unterschied zwischen Baseball in Deutschland und Baseball in den USA.
In den USA findet man überall Baseballplätze und zu den Spielen kommen dann natürlich viel mehr Zuschauer als in Deutschland. Das ist schon ein Unterschied. In meinem Team konnten auch fast alle schon ganz gut Bälle fangen und werfen oder gegen den Ball hauen, als sie mit dem Training angefangen haben. Baseballtraining hier in Deutschland ist ein bisschen chilliger. Denn hier müssen die Kinder erst noch lernen, was Baseball überhaupt ist. Es ist komplizierter als zum Beispiel Fußball. Deshalb werden anfangs sehr viele Basics trainiert und es geht ein bisschen langsamer vorwärts. Aber ich finde es schon gut, wie es bei den 89ers läuft. Die Trainer machen hier einen richtig guten Job.
Dan, insbesondere in den letzten Jahren wird bei den 89ers sehr viel Wert auf eine nachhaltige Nachwuchsarbeit gelegt – mit wachsendem Erfolg. Was macht diesen Erfolg aus und was ist aus deiner Sicht nötig, um Kindern und Jugendlichen diese eher komplexe Sportart näher zu bringen und sie nachhaltig für diesen Sport zu begeistern?
Aus meiner Sicht sind drei Dinge besonders wichtig – Struktur, Präsenz und Kommunikation. Strukturell konnten wir dank des Engagements vieler Ehrenamtlicher einen breiten Trainerstab für den Nachwuchs aufbauen. Wir haben mittlerweile vier feste Nachwuchs-Coaches. Dazu kommen noch mehrere Spieler unserer Herrenmannschaften, die tatkräftig unterstützen, wenn dies notwendig ist. Das sind alles erfahrene Spieler, von denen jeder genau weiß, was er den Kindern da beibringt. Diese Qualität müssen wir aber auch vorweisen, um uns von den zahlreichen, viel populäreren Sportarten in der Region Braunschweig abzuheben – und meiner Meinung nach bekommen wir das ganz gut hin.
Was auch wichtig ist: wir müssen öffentlich werden. Unser Nachwuchs nimmt an den Sommer- und Wintermeisterschaften teil, mittlerweile sogar sehr erfolgreich. Zusätzlich bieten wir Feriencamps an und nehmen an diversen Veranstaltungen der Stadt und des Stadtsportbundes Braunschweig teil, um einer breiteren Öffentlichkeit unseren Sport zugänglich zu machen. Auch im Rahmen von Schul-AGs sind wir präsent. Diese Engagements wollen wir zukünftig weiterführen und wenn möglich sogar ausbauen.
Ein weiterer ganz wichtiger Punkt ist die Kommunikation in verschiedene Richtungen. Die allerwichtigste hierbei ist natürlich die in Richtung der Eltern, denn diese kennen ja meistens Baseball auch nicht im Detail und sollen somit von unseren Coaches immer wieder einbezogen werden. So steigern wir die Identifikation mit dem Verein und dem Sport selbst. Das zu erreichen, ist so wertvoll.
Ole, du hast auch Fußball im Verein gespielt, dich aber letztendlich für Baseball entschieden. Was fasziniert dich so am Baseballspiel und was macht für dich den Unterschied zum Fußball aus?
Ich mag schon beide Sportarten. Aber Baseball war für mich irgendwann einfach interessanter. Man kann auf verschiedenen Positionen spielen, hat da immer andere Aufgaben und man freut sich mehr als beim Fußball, wenn ein guter Spielzug in der Offensive oder Defensive funktioniert. Das macht dann für mich am Ende auch mehr Spaß. Deshalb spiele ich Fußball nur noch nebenbei und konzentriere mich lieber auf Baseball.
Dan, auch wenn das Coronavirus die Saison 2020 ganz schön durcheinandergewirbelt hat: den Ausbau und die Fertigstellung des neuen Baseballfeldes der 89ers konnte es nicht stoppen. Welche Bedeutung hat ein derart professioneller „Ballpark“ für den Verein, für die Nachwuchsarbeit und vielleicht auch für die Region Braunschweig allgemein?
Ja, auf diese Errungenschaft sind wir hier alle mächtig stolz. Denn wir haben durch den Ausbau ja nicht nur ein neues Großfeld, auf dem ab der Jugend gespielt wird, sondern auch ein Softballfeld für unsere Damenmannschaft, welches wiederum auch für den Schüler-Baseball zur Verfügung steht.
Hier möchte ich den Beteiligten im Fachbereich Stadtgrün und Sport der Stadt Braunschweig herzlich danken, die uns von Anfang an unterstützt haben, unsere Idee eines neuen Baseballzentrums umzusetzen.
Mit dieser professionellen Infrastruktur funktioniert die Identifikation einfach viel besser. Die Kinder und Eltern, wenn sie nun das Gelände betreten, erkennen sofort, dass hier Baseball gespielt wird. Leute aus der Nachbarschaft sehen die Entwicklung – das spricht sich rum – und unser Nachwuchs hat nun die Perspektive vor Augen, später einmal Bundesliga-Baseball auf einem bundesligatauglichen Baseballplatz zu spielen.
Natürlich hoffe ich auf ein wenig Strahlkraft in Richtung potentieller neuer Spieler für den Nachwuchs, sowie für die Damen- und Herrenmannschaften aber auch in Richtung von Sponsoren und Unterstützern, denen wir nun stolz zeigen können, wo wir zu Hause sind.
Ole, zum guten Schluss: der Traum von der amerikanischen Profiliga ist für einen deutschen Jugendlichen eher utopisch. Dennoch kann man ja auch in Deutschland hochklassig Baseball spielen. Stichwort 1. Bundesliga! Was sind deine sportlichen Ziele und was möchtest du mit den 89ers unbedingt noch erreichen?
Erstmal spiele ich ja noch in der Jugend und will dort die Meisterschaft gewinnen. Vielleicht schaffe ich es ja auch in die niedersächsische Jugendauswahl oder später sogar mal in die U15-Nationalmannschaft. Das wäre echt super. Aber auf jeden Fall will ich mal mit den 89ers in der 1. Liga spielen.
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